Unsere Chronik – 97 Jahre lebendige Vereinsgeschichte

 

Im Februar 1924 fanden sich in der Bookholzberger Gaststätte „Zum Schwarzen Ross“ etwa 20 junge Männer ein, um innerhalb des Sportvereins „Freie Turnerschaft Stenum-Grüppenbühren II“ eine Sparte Spielmannszug zu gründen. Als erster Leiter dieser Sparte wurde Gerd Pleus und als Stellvertreter Christel Pleus gewählt, erster Ausbilder war Friedrich Bokelmann.

Dank des eifrigen Übens nahm der neue Spielmannszug unter der Leitung seines Tambourmajors Willi Tritt bereits an Ostern 1925 an einer Veranstaltung der Gaststätte Struß in Neuenlande teil. Besetzt waren vier kleinen Marschtrommeln, sechs Flöten, eine große Marschtrommel und ein Paar Marschbecken.

In der Folgezeit entwickelte sich das Orchester, unterstützt durch das Eingliedern einiger Spielleute aus dem Spielmannszug Hoykenkamp, erfolgreich weiter, bis dann im Jahre 1933 durch die damaligen Machthaber abrupt das Spielmannszugwesen in Turnvereinen verboten wurde. Die vereinseigenen Instrumente mussten abgegeben werden, was zwangsläufig das Ende des offiziellen Spielbetriebs bedeutete.

Abgegeben wurden aber nur alte Instrumente. Auf neuen Instrumenten wurde weiterhin heimlich geprobt und trotz aller Verbote jährlich am 01. Mai vormittags an der Amalien-Eiche im Hasbruch musiziert. Nachmittags waren dann wieder alle pünktlich zur Maikundgebung der damaligen Machthaber versammelt, um keinen Verdacht zu erregen.

Kriegsbedingt kam dann auch der private Übungsbetrieb zum Erliegen, da diverse Mitglieder eingezogen wurden und viele leider nicht wieder nach Hause kamen.

1951 endete das Verbot zur Ausübung des Vereinswesens, was dann nach vielen Jahren wieder zur Aufnahme des Spielbetriebs führte. Mit anfänglich 14 Spielleuten formierte sich unser Verein unter dem Namen „Spielmannszug Bookholzberg“.

Der offizielle Neubeginn erfolgte dann als Gruppe im Gewerkschaftsbund. Später wechselten wir als Sparte in den Bookholzberger Turnerbund. Erster Tambourmajor nach dem Krieg wurde Carl Pleuß. Mangels Probenraum wurden die Übungsabende vorerst in den Privatwohnungen von Willi Rüdebusch und Hermann Barkemeier durchgeführt.

In den darauffolgenden Jahren erfolgte ein rasanter Auf- und Ausbau des Vereins. So wurde z.B. 1957 ein Jugendspielmannszug gegründet. Dieser stellte unter der Leitung seines Tambourmajors Dieter Kraft wiederholt sein Leistungsvermögen unter Beweis. Bei diversen Musikwettbewerben wurden im In- und Ausland viele Pokale gewonnen, die noch heute von uns in Ehren gehalten werden und an diese erfolgreiche Zeit erinnern.

1960 haben wir zusätzlich einen Fanfarenzug eingegliedert. Namen wie Gustav Ratjen, Willi Logemann und Erwin Dahlmann sind als Ausbilder mit dieser Gruppe eng verbunden.

Im gleichen Jahr begannen wir, alljährlich ein internationales Spielmannszugtreffen durchzuführen. Das erste Musikfest fand noch auf einer Wiese hinter der Freilichtbühne statt. Bereits 1961 war die Freilichtbühne dann dank vieler Helfer soweit hergerichtet, dass alle weiteren Veranstaltungen hier stattfinden konnten. In den folgenden Jahren trafen sich in Bookholzberg zu insgesamt 23 Musikfesten alljährlich Musiker aus vielen europäischen Nationen und den USA zum gemeinsamen Musikwettstreit. Bei allen Teilnehmern und Zuschauern sind die farbenprächtigen Kulissen, die bei den Abendveranstaltungen mit vielen tausend Kerzen beleuchtet wurden, noch heute unvergessen.

1969 zog die Gleichberechtigung bei uns ein, denn im bisher rein von Männern dominierten Verein wurde durch eine Änderung der Vereinssatzung auch Mädchen und Frauen der Beitritt ermöglicht. Dies löste einen derart großen Zulauf von neuen weiblichen Mitgliedern aus, dass zeitweise sogar ein Aufnahmestop ausgesprochen werden musste, um für alle Musiker eine angemessene Ausbildung sicher zu stellen. In der heutigen von Nachwuchssorgen geprägten Zeit geradezu ein Luxusproblem.

Viele Musiker interessierten sich damals auch für Blasmusik. So wurde 1974 mit dem Aufbau eines Musikzuges begonnen. Diese Musiksparte entwickelte sich in der Folgezeit zum heutigen Kern des Musik- und Spielmannszuges. Folgerichtig wurde im Jahre 1982 der Spielmannszug Bookholzberg in „Musik- und Spielmannszug Bookholzberg e.V.“ umbenannt. In diesen Jahren hatten unser Ausbilder Hermann Cordes und insbesondere Adolf Ehlert als damaliger 1. Vorsitzender, Stabführer und Ausbilder maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung des Vereins.

Da schlechtes Wetter wiederholt den außerordentlichen finanziellen und organisatorischen Aufwand zur Durchführung der Musikfeste auf der Freilichtbühne nicht mehr rechtfertigte, begannen wir im Jahre 1977 in der Turnhalle am Ammerweg mit der Durchführung von alljährlichen Musik- und Tanzabenden. Bis 1991 wurden dem Bookholzberger Publikum auf elf Abendveranstaltungen durch Funk und Fernsehen bekannte volkstümliche Künstler und Musikkapellen präsentiert.

Bis zum Jahre 2010 präsentierte sich der Musik- und Spielmannszug jährlich bei vielen Zeltfesten und war gern gesehener Teilnehmer am jährlichen Karnevalsumzug in Ganderkesee. 2011 haben wir begonnen, uns neu auszurichten. An Umzügen nehmen wir nicht mehr teil, da wir unsere Leidenschaft für Konzerte entdeckt haben und hiermit unser Publikum immer wieder zu begeistern wissen. Zu unseren Auftritten nehmen wir stets ein eigenes Podium, Gesangsanlage und zu Abendveranstaltungen auch eine eigene Beleuchtungsanlage mit. Markenzeichen ist unsere Bayerntracht.

Unser besonderer Stolz ist das eigene Vereinsheim, das wir in zwei Bauabschnitten 1969 und 1990 gebaut und 2014 umfassend renoviert haben. Hier finden der gesamte Übungsbetrieb sowie viele Zusammenkünfte und Feierlichkeiten statt. Besucher und Musikinteressierte sind immer willkommene Gäste.

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